Something is going on in the dirt. We are finding a way back to mother earth, to the garden of humanity. Even in urban areas where most of us now dwell, detached from our roots, we are rediscovering the soil, as a place of nutrients, of community, of social justice, and yes, even reenchantment.
Today, our food is more laboratory and factory product than fresh farm produce. Farms are more industrial zones than pastoral homesteads. Their dangerous chemical inputs and waste pollute our air, water and land. We can smell, see and taste that something is badly amiss. Yet there are sprouting seeds of change, in La Via Campesina's growing international peasant and family farm movement, in the community gardening scenes of Tokyo, Vienna and other large cities, in Detroit's urban agriculture experiment, and in guerilla gardening action in London and around the world. Sustainability, sovereignty, community − from a whisper to a song across ourprecious earth.⦆

Scott Ree for ‹PEN-PEN-GUSA›
translation / Ito Ryo 

Gardening ‒ Eden für jeden! 

Zoomen wir uns kurz nach Berlin Mitte hinein. Der dort gelegene Moritzplatz ‒ vor Kurzem noch eine häßliche Ödnis mit allmählich entstandener
Mülldeponie ‒ hat sich inzwischen in die "Prinzessinnengärten" verzaubert. Blumen, (Un)Kräuter, Gemüse, Beeren und Obst wachsen, Tische laden zum Essen ein...
Eine neue, bunte Stadtoase und sozialer Treffpunkt dank initiativer Anrainer, die ihre Umgebung verschönern, vor allem nutzen wollten und einfach selbst Hand angelegt haben. Urban Gardening. 

Walk the "High Line Park"! Auf der ehemaligen Hochbahntrasse für
Warentransport in Manhattans Westen wurde vor einigen Jahren ein Park eröffnet, wo die Menschen kilometerweit gehen, picknicken, Kunst sehen... können, aber auch die Stadt abgehoben von der Erde genießen. Diese "Lifeline of New York" aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, in den 80er und 90er Jahren brach gelegen und vom Abriss bedroht, hat sich in eine neue urbane Lebenslinie verwandelt, dank der "Friends of the High Line", die mit der Umwandlung dieser Stadtachse in eine unglaublich belebte Grünzone einen neuen Impuls für die Nutzung und das Erleben des Stadtteils gesetzt haben. Und es geht weiter: der letzte Streckenabschnitt soll 2014 begehbar werden. 

Kartoffeln, Pilze, Tomaten, Pfefferminze, Sonnenblumen... Jeder hat 10m2 zur Bebauung. Und es wächst sehr viel, fast zu viel in den übervollen Beeten. Kindergärten, Schulen, benachbarte Bewohner im 3. Bezirk sind involviert, treffen sich, tratschen, gärtnern. Es ist ja immer wieder ein Wunder, was da alles wächst! Vor Kurzem noch eine Hundezone, das heißt vor allem Hundetoilette... jetzt einer der Wiener Nachbarschaftgärten, bekannter unter dem Begriff Urban Farming. Sogar offizielle Unterstützung von der Stadt Wien gibt es inzwischen schon. 

Einher mit dem Trend gehen Schlagworte wie "Entschleunigung", also Langsamkeit, mehr "Ernährungssouveränität" und "Biodiversität" sowie ein besseres Sozialleben und so weiter.

Eine prominente Vorreiterin dieser Bewegung ist die Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom und ihr Werk Governing the Commons. The Evolution of Institutions for Collective Action. Sich gemeinsam öffentlichen Raum anzueignen, bedeutet nicht nur, Produktionsflächen und Erholungsräume zu schaffen, sondern auch starke Zeichen zu setzen für ein neues soziokulturelles Bewusstsein: Etwas kann viel mehr werden, wenn wir teilen, also zum Beispiel mitgärtnern... Eine nachhaltige soziale Form des Umgangs mit Stadt, da die Verstädterung rapide zunimmt. 

Der steigende Trend zum Nutzgarten ist auch Ausdruck eines Bewusstseins
dafür, dass es oft genug unsinnig ist, Dinge über Tausende Kilometer zu transportieren, dass die Welt ein enormes Ernährungsproblem hat. Frei liegende, oft unattraktive schmale Streifen Land, Verkehrsinseln, aber auch private Gärten dienen mehr und mehr der Selbstversorgung und werden stärker als  Lebensraum wahrgenommen. In Japan beobachte ich schon lange, wie Leute aus ihrem Wohnbehältnis, ihrem Minihaus auf die Straße ausbrechen: Sie bepflanzen gleichsam die Straße, Kiste an Kiste, Topf an Topf, manchmal ist auch ein Bonsai darunter, in buntem Durcheinander. Wahrlich kein ZenGarten. Vielleicht der Wunsch, Natur und Landleben in die Stadt zu holen. Oder die neuen Eco-Ideen wie z.B. die "grünen Vorhänge", Klettergewächse, an den Hausaußenwänden, die im Sommer die Hitze abfangen sollen. Die mehr werdenden "hängenden Gärten", das heißt immer grüner werdenden Balkone, Semiramis im Kleinstformat. Was Natur angeht, so ist Japanern nichts zu unwürdig, nicht auch noch beachtet zu werden. Denn: Haben Sie schon einmal von "UnkrautbeobachtungsKlubs" gehört? ‒ In Japan gibt es das. Und: So abwegig ist diese Beschäftigung nicht. Heutzutage gelten "Wildpflanzen"/ Unkraut als wesentlicher Bestandteil des Öko-Systems, indem sie beispielsweise Boden-Erosionen verhindern. Außerdem war (und ist) es oft Unkenntnis, die ein Kraut zum Unkraut machte. Wer denkt noch daran, dass die wohlschmeckende Rübe und der Rucola früher dazu zählten oder Heilpflanzen wie die Kamille und der Schachtelhalm (japanisch "tokusa"). ‒ Nochein Wort zu der Spezies von Gärtnern, die geradezu von einer Ordnungswut befallen sind, und alles, was sie nicht selbst gesät haben, gnadenlos ausreißen, ganz einfach, weil es Wildwuchs und daher nicht schön ist. Unkraut eben. Dass die diversen Flugsamen auch nützliche Überraschungen sein können, das können sie nicht zulassen. ‒ So lässt sich vielleicht verstehen, dass es neuerdings auch die deutsche Devise gibt: Mehr "Laissez-faire" im Garten!

Das Ideal, einen eigenen Garten zu besitzen, der einen die Welt schnell einmal vergessen lässt, in den man wie in eine Gegenwelt eintauchen kann, losgelöst von den realen Beanspruchungen, bleibt begehrenswert: Man kann ausruhen. Er ist ein Modell des Kosmos, aber die Tagtäglichkeiten, die Ärgernisse können sich darin verflüchtigen. Man weiß, man ist von dieser Welt, der Bezug zu ihr wird aber für Momente abstrakt. Für köstliche Augenblicke lang ist aller Weltlärm suspendiert. Man schaut auf eine orange leuchtende Kugel, einen kleinen Samen hat man irgendwann in die Erde gesteckt
‒ und dann dieses Kürbis-Wunder. Die Befriedigung, so ein Riesending ernten zu dürfen.

Der Garten und seine Tausende Jahre alte Geschichte, die sich in allen Kulturen nach je eigenen Vorstellungen und Weltbildern entwickelt hat, ist eine Kunstform. Nicht jedes Gärtlein realisiert diese Kunst. Macht auch nichts. Und von Gartenzwergen wollen wir auch nicht sprechen. 

Kann es noch grüner werden? ‒ Ja, unbedingt. Es gilt nämlich: Eden für jeden.

Karin Anna Ruprecher-Prenn 

PEN-PEN-GUSA

Was ist Nation? Ein großer, ungejäteter Garten voll Kraut und Unkraut. [...] Offenbar ist's die Anlage der Natur, daß wie ein Mensch, so auch ein Geschlecht, also auch ein Volk von und mit dem andern lerne, unaufhörlich lerne, bis alle endlich die schwere Lektion gefaßt haben: "kein Volk sei ein von Gott einzig auserwähltes Volk der Erde; die Wahrheit müsse von allen gesucht, der Garten des gemeinen Besten von allen gebaut werden." Johann Gottfried  Herder (1744-1803)

Den Wildwuchs zum Prinzip! Blumen, Kräuter und Unkraut, alle sollen sie gemeinsam auf einem Beet gedeihen. Sollen sich im eigenen Rhythmus aussäen und regenerieren können. Nur mit wenig Zuhilfnahme und einem Gespür für die Bedürfnisse der Pflanzen wird gegärtnert. Der Garten als selbsterhaltendes System und das Unkraut als ein Teil des Ganzen.

Man muss reisen und suchen! Bis nach Lampedusa oder anderswo. Nicht immer passt das Heimatland. Und nicht immer herrscht Frieden und Gleichberechtigung. Die Suchenden sollten wir als Gäste aufnehmen, uns um sie kümmern. Der Verlust der Menschen, die das Ziel ihrer Reise nie erreicht haben ist groß und verlangt nicht nur nach Entschuldigungen, sondern auch nach Taten. 

Gegen Monokultur und für mehr Toleranz! Artenreichtum im Beet schafft Stabilität und Ausgleich. Monokultur nur Leerstellen und müden Boden. Mehr Mut zur Vielgestaltigkeit!

Es gibt ein Menschenrecht auf Nahrung: Jeder Mensch soll sich aus eigenen Mitteln selbst ernähren können. Hilfe zur Selbsthilfe! Weltgroße Konzerne und Saatguthersteller, wie Monsanto, geben sich als Partner der Entwicklungspolitik. Verklären durch ihre Macht und Geld das eigentliche Ziel: den Menschen, den Kleinbauern. Es gibt keinen Platz mehr für den Wechsel der Jahreszeiten, für unterschiedliches Saatgut oder fürgutes Unkraut. Alles ist gentechnisch so verändert, dass es den bestmöglichen Profit ergibt. Wenn auch auf Kosten von Natur, Mikroökonomien und anderen kleinen Gemeinschaften. 

Projekt RADIO MAMPITA aus Madagaskar, in dem Landwirte sichüber das Medium Radio austauschen und voneinander lernen, um unabhängig zu sein. Wenn Selbständigkeit und Eigenverantwortung gefördert wird, dann kann Selbsterhalt gewährleistet werden. Dafür ist Austausch von Wissen wichtig. Nur Wissen, das weitergegeben und geteilt wird kann wachsen. 

Nur nicht aufgeben!, so wie das Unkraut im Garten <grow tall !>

 

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