Die Sprache verkleidet den Gedanken. Und zwar so, daß man nach der äußeren Form des bekleideten Gedankens schließen kann; weil die äußere Form des Kleides nach ganz anderen Zwecken gebildet ist als danach, die Form des
Körpers erkennen zu lassen.

Ludwig Wittgenstein (1889-1951) Tractatus logico-philosophicus, 1921
Paragraph: 4.002

Das Sprechen ohne Sprechen» (yan wu yan) der Taoisten: 

Hat man bei ihnen nicht gelernt, dass wir sehr gut jeden Tag und sogar miteinander reden können, «ohne dass wir jemals gesprochen haben»: indem man beidseitig in der Intimität verbleibt , sich durch ein ununterbrochenes Sprechen aneinander anschliesst, aber ohne dass man sich jemals wirklich etwas «sagt»
‒ ohne dass sich jemals der Wunsch gezeigt hätte, einen «Sinn» zu produzieren, ohne dass irgend etwas es wert gewesen wäre, am Abend als «Aussage»
festgehalten zu werden? So wie man auch wenn man «nicht spricht, nicht nicht gesprochen haben muss»: man hat nicht aufgehört, sich zu verstehen, indem man in der gegenseitigen Erkundung des einen und des anderen verblieb, ohne das Bedürfnis zu haben, sich zu sprechen; ohne das Bedürfnis zu haben, auf offensichtliche Zeichen zurückzugreifen, und dieses Schweigen war nicht «beredt»...

Francois Jullien (born 1951), Das Universelle, das Einfoermige, das Gemeinsame und der Dialog zwischen den Kulturen. Berlin: Merve Verlag 2009

Language disguises the thought; so that from the external form of the
clothes one cannot infer the form of the thought they clothe, because the external form of the clothes is constructed with quite another object than to let the form of the body be recognized.

Ludwig Wittgenstein (1889-1951) Tractatus logico-philosophicus, 1921
Paragraph: 4.002

Speak Without Speaking (yan wu yan) from the Taoists:

Have you not learned from them, that we can talk everyday without saying a word: remaining in intimacy, with an uninterrupted, unspoken speech that connects us to each other, without any desire to create «meaning» and «sense», and in the evening, without any utterance set in memory. As it is when «speechless does not imply a lack of expression», in mutual, unspoken exploration, understanding is boundless, with no need to resort to obvious signs, and this silence is not «silver-tongued»...

Francois Jullien (born 1951), Das Universelle, das Einfoermige, das Gemeinsame und der Dialog zwischen den Kulturen. Berlin: Merve Verlag 2009 

 

schön schweigen

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